Das ist nicht der richtige Zugang für mich

Monika Hobelsberger

Jetzt muss ich mir gerade was von der Seele schreiben, sonst bekomme ich Migräne.

Genau Migräne hab ich seit Jahrzehnten, in der schlimmsten Phase hatte ich ca. 25 Migränetage im Monat. Und wer Migräne schon mal hatte, der weiß, das ist kein Spaß, das möchte man loskriegen.

Im Moment hab ich öfter mal Kopfschmerzen, daran arbeite ich aktuell noch, aber richtige Migräne, hab ich Gott sei Dank höchstens noch zweimal im halben Jahr. Wenn überhaupt.

Ich bin bei Facebook in einem Migräneforum, um mich mit anderen auszutauschen, was ihnen denn so hilft.

Vor kurzem kam eine Dame neu in die Gruppe, 40 Jahre alt und sie meinte, dass sie an Migräne leide, seit sie denken kann und alles durch hätte, was gegen Migräne hilft. Aktuell ist Botox in der Planung, ob jemand Erfahrung damit hätte?

Naja, mit Botox hab ich als langjähriger Migräniker natürlich auch Erfahrung, wie mit so ziemlich allem anderen, was man schulmedizinisch gegen Migräne machen kann. Mir hat es im Übrigen nicht geholfen, wie das meiste andere auch, das höchstens eine Linderung gebracht hatte.

Weil ich ja echt gerne helfen möchte, frag ich dann so, ob sie nur schulmedizinsch alles probiert hätte oder alternative Möglichkeiten auch. Und sie meinte dann „Beides!“ Sie möchte keine Tabletten mehr, weil sie das schon seit drei Jahrzehnten gemacht hat, hat Bioresonanz, TCM, CBD, Akupunktur, Massagen etc. alles durch.

Was mir dann auffiel, ja kenne ich alles, hab ich auch alles probiert, aber es scheint nichts dabei zu sein, wofür sie selber in Aktion gekommen ist.

Ich frag dann, ob sich schon mal Minduful based Stress reduction (MBSR) nach Jon Kabat Zin probiert hätte, sechs Wochen am Stück jeden Tag Body Scan Achtsamkeitsmeditation. Darauf sie, das wäre der 1300. Versuch, sie hat keinen Bock mehr darauf. Sie ist „Stress-, Angst- und krankheitsgeprüft“.

Damit konnte ich ehrlich gesagt wenig anfangen und hab nochmal nachgefragt, weil ich damit wirklich enorme Fortschritte gemacht habe. Ich frage also, ob sie wirklich 42 mal jeden Tag hintereinander 45 Minuten Body Scan Meditation gemacht hätte?

Ja und dann kam mein Lieblingssatz, sie findet es toll, dass es mir dadurch besser geht, aber „Das ist nicht der richtige Zugang für mich!“

„Das ist nicht der richtige Zugang für mich!“

Wenn ich bisher zwei Sachen zur Linderung ausprobiert hätte, dann könnte ich diesen Satz verstehen, aber nach dreißig Jahren Leiden, überrascht er mich und bringt mich fast zum Heulen. Und wisst ihr, wieso? Weil ich damit extrem in Resonanz gehe. Der Satz löst in meinem Inneren echt was aus. Und er erinnert mich an eine Person, die ich mittlerweile sehr gut kennengelernt habe. Könnt ihr euch vorstellen an wen?

Ja, genau.

An mich. An mich vor ca. 20 Jahren. Genau diesen Satz hätte ich sagen können.

Man muss jetzt wissen, dass ich damals nicht nur zwischen 25 und 30 im Monat Migräne hatte, sondern auch Arthrosen, Fibromyalgie, wahnsinnige chronische Schmerzen, Nervenschmerzen, gefühlt Tausende Allergien, die 30. OP, eine bakterielle Infektion im Kiefergelenk, eine Vorstufe zum Gebärmutterhalskrebs und noch vieles, vieles mehr hatte. Und meine Mama, die darunter noch viel mehr litt, als ich selber, hat mir des öfteren gesagt, sie betet jeden Tag, dass ein Wunder passiert und ich wieder gesund werde.

Und was war meine Antwort darauf ?

„Nein, ein Wunder möchte ich nicht.“

Erstens dachte ich, Wunder sind den wirklich schlimmen Fällen vorbehalten, man kann beim Universum oder bei Gott, je nachdem woran man glaubt oder nicht glaubt, nicht danach fragen.

Zweitens dachte ich mir, wenn mir jetzt ein Wunder hilft, dann halten mich die Leute wirklich für bescheuert, es wäre für mich ein Beweis gewesen, dass ich mir meine Beschwerden nur einbilde.

Drittens hatte ich eine genaue Vorstellung, wie meine Heilung aussehen sollte, wie ich sie mir wünschen würde.

Man geht zu einem namhaften Chirurgen oder anderen guten Schulmediziner, der findet dann die Ursache, operiert einen oder gibt einem tolle Tabletten. Dann erholt man sich noch sechs Wochen von der OP und dann ist alles gut.

Ja, genau, das wollte ich.

Und die Ursache sollte man natürlich auf einem Röntgenbild, im Blutbild, im MRT oder auf dem CT sehen, damit klar ist, wieso man den Schmerz hatte und damit auch sichergestellt ist, dass man nicht psychisch krank ist oder sich was einbildet.

Und ich muss sagen, mit dieser Denkweise war ich im Nachhinein äußerst hartnäckig. Ich hab alles probiert, was zumindest irgendwie schulmedizinisch angehaucht war. Ich hab an Tabletten so ziemlich alles gefuttert, was der Markt hergibt, egal, wie giftig. Mein Körper hat sich zwar rückblickend echt gewehrt und ich hab immer mehr Allergien gegen die Medikamente bekommen, aber ich hab das ignoriert.

In einer Situation wär das dann echt fast blöd ausgegangen, Ich hatte gegen meine erste Kiefergelenksprothese erstens eine sehr starke Allergie gegen Cobalt bekommen und zusätzlich und das war noch viel blöder, Bakterien im Gelenk. Mir ist damals mein Gehörgang aufgeplatzt und der Eiter aus dem Ohr geflossen, also ziemlich dramatisch und ich bekam dann fünf Wochen Antibiotika im Krankenhaus intravenös. Es hat aber einfach nichts gewirkt, am Ende gab es dann noch genau zwei Antibiotika, die überhaupt gegen die Erreger halfen und gegen die ich nicht allergisch war, das eine hätte aber vermutlich ein Leberversagen ausgelöst. Ich hatte Glück, das vorletzte Mittel hatte doch noch geholfen.

Wenn ich das jetzt so aufschreibe, dann fühle ich mich echt schlecht dabei.

Was habe ich mir und meinem Körper nur angetan?

Ich hätte damals aber gesagt, ja was soll ich denn sonst machen. Es kam einfach eine Komplikation nach der anderen, mein Kieferchirurg, einer der besten in Europa, wenn nicht sogar weltweit, hatte mich dann auf einem Kongress einem Kollegen als sein „Worst Case“ vorgestellt. Es war wirklich zum Verzweifeln, alles was sie machten hat kurze Zeit geholfen, nach ein paar Wochen ging es mir wieder mega schlecht. Die Geschichte von meinem Kiefergelenk muss ich mal ein anderes mal aufschreiben, das würde den Rahmen sprengen, dafür braucht man eigentlich ein ganzes Buch.

Worauf ich aber hinaus wollte? Ich hab immer versucht, mir mit ähnlichen Mitteln helfen zu lassen.

Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

– Albert Einstein

Dabei hab ich eine OP nach der anderen gesammelt. Wie sollte es auch anders sein? Wenn du zu einem Chirurg gehst, wird der dich früher oder später operieren. Das ist die Methodik, die er kennt und die ihm auch Spaß macht und die ihm natürlich auch Geld bringt. Bei den Sprachen ist es ja genauso, wenn du in Wirklichkeit Chinesisch lernen müsstest, hilft es dir auch nicht, dir einen Spanischlehrer zu holen, der kann zwar super Spanisch, dir aber nicht helfen.

Bei mir hat das an die 40 OPs gedauert, bis ich das eingesehen habe. Bzw. die liebste Vorgehensweise wäre es mir zu diesem Zeitpunkt immer noch gewesen.

Und ich seh das auch jetzt an ganz vielen Patienten, man möchte auf Biegen und Brechen, dass man die Ursache der Krankheit findet, dann wissenschaftlich was dagegen unternehmen und dann wieder vollständig gesund sein.

Was macht man jetzt aber, wenn man vom Leben nur so bescheuerte Sachen, wie Fibromyalgie, Migräne, chronische Schmerzen, atypischer Gesichtsschmerz, Burnout etc. geschickt bekommt. Die kann man dir glauben oder aber nicht, oft sieht man sie dir nicht einmal an. Speziell bei der Fibromyalgie schaut man nicht selten wie das blühende Leben aus, so dass sich keiner vorstellen kann, wie bescheiden es dir geht. Die Ärzte tun sich schwer, mir ging es sogar so, dass mir nicht mal die Psychologen glaubten, wie stark am Ende ich bin.

Ich dachte mir nur immer noch,

„Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr und es war kein Ende in Sicht“.

Ich hab gekämpft und gekämpft, aber es wurde einfach nichts besser.

Wenn mir also damals wer mit 42 Tagen hintereinander Body Scan gekommen wäre oder damit, dass ich positive Gedanken denken soll oder ähnliches, hätte ich vermutlich auch gesagt

„Nö, das ist nicht der richtige Zugang für mich“.

Psychotherapie wollte ich so by the way auch nicht. Ich hatte derartige Panik, dass ich nicht ganz knusprig im Oberstübchen bin und bei jeder Empfehlung, ich soll Psychotherapie machen, hörte ich sofort

„Du bildest dir alles bloß ein“,

„Du hast eh nichts“,

„Du hast was an der Klatsche“.

Außerdem war es damals echt noch extrem peinlich zu einem Psychologen zu gehen, vor allem, weil ich aus einem Minidorf komme, wo jeder das komplette Leben vom anderen kennt. Also war ich sehr gut im Rollen spielen, ich hab mich sogar selber belogen.

Was ich jetzt auch vor kurzem gelesen habe, war die provokante Frage, ob man denn überhaupt gesund werden möchte bzw. welche Vorteile man durch seine Krankheit hat.

Hätte mich das damals jemand gefragt, den hätte ich vermutlich zumindest mental k.o. geschlagen. Ich hätte mich ja so persönlich angegriffen gefühlt. Eine Steigerung davon wär nur noch gewesen, wenn mir jemand gesagt hätte, du bist an deinem Zustand nicht so ganz unschuldig. Das wär der Supergau gewesen.

Entsprechende Leute oder Therapeuten hätten mich niemals erreichen können. Ich hätte ihnen nicht zugehört, nicht geglaubt und hätte ihre Vorschläge nicht ausprobiert.

Aber ich hätte aus vollster Überzeugung gesagt

„Ich hab schon alles ausprobiert, bei mir hilft einfach nichts“

und dann wär ich in meiner Opfer-Rolle aufgegangen, hätte mich in meinem Selbstmitleid gesuhlt und Tag für Tag vor mich hingejammert.

Dass mein Mann das durchgehalten hat, rechne ich ihm hoch an und bin ihm unendlich dankbar dafür. Nach außen war ich meistens eh sehr geduldig und ausgeglichen. Meine Familie hat mich auch sehr intensiv unterstützt, da hatte ich wirklich irrsinnig Glück.

Und irgendwann waren dann auch durch die Komplikationen von den OPs so viele Schäden da, dass es wirklich für alle offensichtlich war, dass das weh tun muss.

Ich frag mich, wieso sieht man das in dieser Situation selber nicht. Leute, die es einem gut meinen, möchte man förmlich schon falsch verstehen. Wenn ich im Nachhinein an viele Aussagen zurückdenke, die ich den Ärzten und Therapeuten damals mega übel genommen habe und durch die sich viele Patienten heute in den Facebook Gruppen auf den Schlips getreten fühlen, verstehe ich mittlerweile, dass sie es damals nur gut gemeint hatten, dass wir aber nicht miteinander kommunizieren konnten.

Wir wollten uns einfach nicht verstehen und ich glaube, dass auch viele Therapeuten bloß noch den Kopf schütteln, wenn manche Patienten bei ihnen in der Praxis aufschlagen.

Mittlerweile verstehe ich beide Sichten und ich sehe ein, dass auch wenn man für sich eine Lösung in Richtung Selbstheilung gefunden hat, nicht alle Juhu schreien, wenn man sie ihnen verrät.

Ich frage mich, was muss denn passieren, damit man umdenkt?

Entweder man findet eine Person, die einen so inspiriert, der man aus irgendeinem Grund vertraut, die auf der gleichen Wellenlänge ist bzw. die richtigen Worte findet und deren Weg man folgt. Dann braucht man sich nicht die Finger an der heißen Herdplatte verbrennen. Man kann theoretisch sofort einen anderen besseren Weg einschlagen und sich transformieren.

Oder es muss richtig, richtig weh tun.

Meist ist man dann so am Ende, dass man einen kompletten Zusammenbruch hat und wirklich nichts mehr weitergeht. Man ist so verzweifelt, dass man den Kampf aufgibt und einfach nur noch loslassen kann. Wenn man noch sagen kann „Das ist nicht der richtige Zugang für mich“, dann ist man noch ein ganz schönes Stück davon entfernt. Ich sag ja ketzerisch, dann geht es dir noch zu gut.

Wenn man dann aber wirklich nicht mehr kann, tun sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten auf und man wird offener für alternative Wege.

Ich sag mittlerweile, mir ist es schnurz-piepe-egal, was mir hilft und was die Ursache ist, Hauptsache, mir hilft es und es geht mir besser. Ob die Hilfe von einem Arzt, Heilpraktiker, Coach, Physiotherapeuten, Blogger, weiß der Geier wem kommt, ist mir so was von egal.

Ich nehme mittlerweile sogar Wunder gern an.

Und im Moment ist es auch so, dass ich auch immer wieder interessante neue Leute über die unmöglichsten Kanäle kennen lerne, die mir weiterhelfen.

Ich weiß auf alle Fälle, in sechs Wochen kriege ich keine Selbstheilung hin, schon gar nicht von so vielschichtigen Sachen wie Migräne, Fibromyalgie, chronsichen Schmerzen und jeder Art von körperlichen und seelischen Leiden.

Aber diese Krankheiten geben einem die Möglichkeit so unfassbar viel über einen selber zu lernen, dass ich meinem Leben zu tiefst dankbar bin, dass es mir diesen ganzen Mist geschickt hat.

Ich bin echt glücklich und zufrieden damit.

Ich wäre eine ganz andere Moni und vermutlich könnte ich ohne diese ganzen Erfahrungen auch nicht anderen Menschen dabei helfen, viele ihrer Leiden hinter sich zu lassen. Dankbar bin ich auch, dass ich das Ganze wirklich mental durchgestanden habe, ohne dass ich damit meine Familie komplett in den Wahnsinn getrieben habe.

Leider kann ich mein Heilmittel jetzt nicht einfach so niederschreiben, dann wär es ein Wundermittel. Das kann ich nicht anbieten.

Aber ich werde Schritt für Schritt beschreiben, was alles auf meinem Weg lag und was meine Transformation ausgelöst hat. Vielleicht mag der eine oder andere diesen Weg mit mir gehen. Er ist anstrengend, man muss viel dafür selber tun, aber er kostet nicht viel und lohnt sich so sehr.

Schon mal als ersten Punkt, die 42 Tage Body Scan Achtsamkeitsmeditation haben mir unglaublich weitergeholfen. Aber das ist natürlich viel anstrengender als jeden Tag ein paar Tabletten einzuwerfen oder sich mit Botox vollspritzen zu lassen.

In diesem Sinne, starten wir die Transformation und werden zu wunderschönen Schmetterlingen. Fly butterfly fly.

Bild von Peter H auf Pixabay

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