Meine Lebensaufgabe

Monika Hobelsberger

Ich habe schon seit Jahren ein ganz tief in mir sitzendes Gefühl, dass meine Krankengeschichte irgendeinen Sinn haben muss bzw. dass man auf die Erde kommt, um eine bestimmte Lebensaufgabe zu erfüllen.

In der letzten Zeit kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ich einen ganz tiefen Wunsch verspüre, anderen zu helfen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich. Mein Leben ist seit ich denken kann, geprägt von chronischen Schmerzen, zuerst bei Familienangehörigen und danach seit ca. 30 Jahren – ich bin jetzt 45 Jahre alt – bei mir selber. Ich habe diverse fortgeschrittene Arthrosen, Migräne, Fibromyalgie, CMD, eine Trigeminusneuropathie und noch diverse andere Dinge. Ich bin sozusagen echt eine Schmerzexpertin, leider.

Bis vor zehn Jahren habe ich mir nur von Schulmedizinern helfen lassen, Heilpraktiker und Psychologen hätten eigentlich keine Chance gehabt, wenn ich ehrlich bin. Selbst die Schulmediziner sind der Reihe nach gescheitert und da waren wirkliche Koryphäen dabei, selbst Spezialisten aus Amerika wurden eingeflogen, um mir zu helfen, erfolglos. Erklärbar war alles, es stellten sich immer wieder Komplikationen ein. Wenn jemand gesagt hätte, dass ich selbst daran nicht so ganz unbeteiligt bin, den hätte ich vermutlich mental gekilled. Bewusst habe ich das auch sicher nicht getan, aber mit dem Wissen, das ich mittlerweile gesammelt habe, erscheint mir das nicht mehr unrealistisch.

2009 war ich in einem wirklich desolaten Zustand mit keinerlei Aussicht auf Besserung, vollgepumpt mit Opiaten und diversen anderen Medikamenten, damit ich überhaupt noch meinen Alltag bestreiten konnte. Ich war komplett erschöpft und nervlich am Ende, bin nach einem Zusammenbruch mit Verdacht auf Herzinfarkt in eine Klinik eingewiesen worden und 2010 war ich kurz vorm Burnout

„Ich konnte und wollte einfach nicht mehr“.

Ich hatte kein Kiefergelenk mehr, hatte den höchsten Grad des chronischen Schmerzsyndroms, bekam nur zu hören, dass ich die Situation akzeptieren und mit den chronischen Schmerzen leben muss.

Vielleicht kann man es nachvollziehen, aber von glücklich war ich zu diesem Zeitpunkt ziemlich weit weg. Das einzige, was mich jeden Tag weitermachen ließ, ist mein toller Ehemann, den ich über alles liebe, weil er diesen ganzen Mist jeden Tag mit mir zusammen durchgestanden hat und meine Familie, die mich auch immer unterstützt hat.

In einem anderen Post werde ich mal genauer auf meine Krankengeschichte eingehen, hier möchte ich nämlich auf einen anderen Punkt raus.

Seit 2010 meinem absoluten Tiefpunkt bin ich auf einem absoluten Transformationsweg, seit dem helfe ich mir selber. Ich habe mir als Ziel gesetzt, von einer kleinen Raupe für die alles schwer fällig und mühsam ist, zu einem wunderschönen Schmetterling zu werden, der glücklich, leicht und möglichst schmerzfrei durch die Lüfte fliegt.

Große Teile davon habe ich tatsächlich schon geschafft. Ich lebe jetzt ein wirklich glückliches, erfülltes Leben in Fülle. Komplett schmerzfrei bin ich noch nicht, weil ich immer noch viel viel lernen muss, aber ich komme diesem Ziel immer näher.

So jetzt möchte man ja meinen, wenn irgendwer mit so unheilbaren Beschwerden, wie Fibromyalgie, Migräne und chronischen Schmerzen gut zurecht kommt, dass das Interesse bei anderen groß ist, zu erfahren, was man machen muss, um das auch zu bekommen. Das ist aber gar nicht so.

Ich bin mehreren Selbsthilfegruppen bei Facebook zum Thema Schmerzen, Fibromyalgie, Migräne etc. beigetreten und was mir oft auffällt ist …

Wenn man einen Jammerpost schreibt, bekommt man extrem viele Likes.

Wenn man über die Ärzte und Therapeuten schimpft, bekommt man viele Likes.

Wenn man über Rentenanträge und über die doofen Ämter und Krankenkassen schreibt, kommt es gut an.

Als ich aber einmal auf einen Beitrag „Chronisch Kranke erholen sich gar nicht“ schrieb:

„Mir tut deine Aussage “Chronisch Kranke erholen sich gar nicht“ in der Seele weh. Ich weiß, dass es bei vielen so ist, ich weiß aber auch, dass es so nicht sein muss.“, ist ein ziemlicher Shitstorm über mich hereingebrochen.

Mir wurde massiv widersprochen, dass das aber leider so ist und nichts hilft. Einige fühlten sich durch meine Aussage sogar persönlich angegriffen.

Ich war dann erst einmal ziemlich verblüfft und leicht schockiert, ich hatte doch nur über meine eigene Erfahrung gesprochen und eigentlich wollte ich bloß helfen.

In Selbsthilfeforen poste ich mittlerweile fast nichts mehr, da Ratschläge oft als Schläge empfunden werden, eine Sache, die ich auch erst lernen musste. Oft sind die Betroffenen auch auf einem ganz anderen Bewusstseinslevel, so dass viele in ihrer momentanen Lage gar nicht verstehen können, was man meint. Davon kann ich selber auch ein Lied singen. Im Nachhinein tut es mir noch leid, wie ich gut gemeinte Aussagen von Ärzten und Therapeuten oft missinterpretiert habe und genervt war, obwohl sie es bestimmt gut gemeint hatten. Gut gemeint ist in diesem Fall oft nicht das Gleiche wie gut.

Außerdem habe ich kein Heilmittel in dem Sinne, wie man es sich oft wünscht, man nimmt ein Medikament bzw. hat einen Gips sechs Wochen lang und hinterher ist wieder alles gut. Ich kann meine Strategie auch nicht in zwei Sätzen aufschreiben. Ich verspreche sicher kein Wundermittel, weil ich keines habe. Damit kann ich leider nicht dienen.

Mein Weg war oft nicht leicht und teilweise auch sehr schmerzhaft, aber er war es so was von wert, ihn gegangen zu sein. Ich habe so viel über mich und meine Mitmenschen gelernt und tue es nach wie vor jeden Tag.

Ich sage mittlerweile, dass meine chronischen Schmerzen, meine Fibromyalgie, meine Migräne das größte Geschenk sind, dass mir mein Leben geben konnte. Ich hätte es mir zwar niemals so ausgesucht, aber im Nachhinein betrachtet, war es das Tollste, was mir passieren konnte. Es ist fast wie im Märchen.

Das wunderbarste Märchen ist das Lebens selbst.

– Hans Christian Andersen

Genau dieses Leben ist so wunderbar und wenn man keine Schattenseiten hätte, könnte man das Glück auch gar nicht greifen. Mich hat das Yin und Yang Symbol schon immer extrem angesprochen.

Da ich aber einfach nicht hinnehmen will, dass Patienten, die frisch mit ihrer Diagnose konfrontiert sind oder Hilfe suchen als erstes in Selbsthilfeforen hören, dass eh nichts hilft und man nie wieder gesund wird, möchte ich auf meiner Seite von meinem Transformationsweg berichten.

Ich gebe die Hoffnung auf Heilung nicht auf. Man kann trotz oder gerade wegen der Erkrankung ein erfülltes, glückliches und zufriedenes wunderbares Leben führen. Den Schlüssel dazu trägt jeder in sich.

Wie man seinen Körper, seinen Geist und seine Seele in Einklang bringt, in dem man alle drei Bereiche hört und beachtet, möchte ich gern beschreiben.

Ich möchte, dass die Menschen weniger leiden, egal ob unter körperlichen oder seelischen Schmerzen. Ich werde sicher zwischendurch auch mal jammern und mir leid tun, aber ich gebe mein Bestes, um möglichst viele zu inspirieren und zu motivieren, sich auf den Weg in ein schmerzfreies, leid freies Leben zu machen.

Bild von Christine Engelhardt auf Pixabay

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